Hallo Ihr Lieben,
da es sich bei diesen beiden Kandidaten kaum um gereifte Rumsorten handelt, weiche ich hier von meinem üblichen Vorgehen mit Angaben über Herkunft Alter etc. ab und komme direkt zum Tasting (das Foto wird später eingefügt).
Nase:
Havana 3 Anos
Der „Standardrum“ für all jene, die bermerkt haben, dass Bacardi wie Brennspiritus riecht/schmekct, leistet sich beim Geruch keine großen Fehler. Es riecht irgendwie nach Rum. Viel mehr aber auch nicht. Allerdings kann man die älteren Havana Club Rums immer wieder zugeschriebenen überreifen Äpfel durchaus auch beim Dreijährigen wiedererkennen. Das verläuft zwar recht zünftig – der Rum ist für sein Alter in Ordnung, aber dennoch recht sprittig- kann aber trotzdem überzeugen, weil man nicht unangenehm berührt wird.
James Cook 3 Anos
Das Discounter-Konkurrenz-Produkt erscheint beim Geruch völlig anders. Während Havana Club 3 Anos mit klarem, recht dezentem Aroma auftritt, tritt der James Cook die Tür ein. Unser erster Gedanke war: Aromastoffe. Es steht zwar nicht drauf, aber es steht eben auch nicht drauf… wir haben Banane (meine Freundin), Vanille, Trockenfrüchte, Birne (ich) und bei nahem Herangehen eine gewisse Beerennote entdeckt. Jedenfalls hat James Cook 3 Anos einige Erwartungen bezüglich des Geschmackes geweckt, der für einen dreilährigen Rum – Aroma hin oder her – recht vielseitig sein könnte.
Wir vergeben für Havana Club 3 Anos 5/10 für ein weitgehend neutrales Erlebnis. James Cook 3 Anos punktet durch Vielseitigkeit, der wir aber die Authentizität anzweifeln… unterm Strich mehr Geruchserlebnis, daher: 5.5/10
Geschmack
Havana Club 3 Anos
Havana Club 3 Anos schmecht nach Rum und Alkohol. Eine leichte Apfelnote ist erkennbar. Sonst wenig. Auch nicht unangenehm. Aber irgendwie – schmal.
James Cook 3 Anos
Birne. Hätte man mir gesagt, dass ich Williams Christ auf der Zunge habe, hätte ich es geglaubt. Birne. Hatte ich Birne gesagt. Meine Freundin fügte „zuweilen recht seifig“ hinzu. Ich habe noch Vanille entdeckt – mit viel Mühe. Naja, ist okay.
Der Havana schmeckt nach wenig, James Cook 3 Anos überzeugt Birnenbrandkenner. Beide sind für Rumliebhaber nur bedingt zu empfehlen – zumindest pur und zumindest im Geschmack auf der Zunge. Daher vergebe ich Havana wie gehabt 4/10 Punkte und James Cook erhält 5/10 weil etwas wohl besser als nichts ist – auch wenn dieses etwas Birne heißt 🙂 .
Abgang:
Im Abgang bleibt sich Havana Club 3 Anos treu und veranstaltet wenig aufregendes – positiv wie negativ. Eine leichte Note von Zucker und Vanille ist aber erkennbar und bleibt positiv in Erinnerung.
James Cook scheint erst ebenfalls sehr schnell zu verfliegen. Mir kamen jedoch ganz plötzlich Vanille, Butterkeks, helle Früchte und Gewürze auf die Zunge. Die Eindimensionalität des Geschmacks ist zum Glück vorüber. Für den Preis ist der Abgang das beste an diesem Rum.
Für den Abgang vergebe ich dem Havana 3 Anos 6/10 Punkte, weil Zucker und Vanille eine angenehme Nachwirkung zeigen. James Cook 3 Anos überzeugt erst hier wirklich und erhält 6.5/10 Punkte für sein differenziertes Finish.
Gesamtwertung:
Tjaaaaa, für den Cuba Libre sehe ich den Havana 3 Anos nach wie vor als „Best-Buy“-Produkt. Pur unterhält einen der James Cook Rum von Lidl tatsächlich mehr. Aber um mit den großen Jungs zu spielen, reicht es eben doch hinten und vorne nicht. Außerdem unterstellen wir irgendwie den Zusatz von Aromastoffen, weil diese unterschiedlichen Geschmäcker unserer Ansicht nach kaum durch 3-jährige Fasslagerung erreicht werden können. Der Geschmack ist ja auch eher Birnendominant 🙂 . Nebenbei bemerkt könnte man Havana 3 Anos als idealen „klaren“ Piratenrum bezeichnen, wärmt, geht leicht die Kehle runter… lädt aber nicht zum Verweilen ein. Im Cuba Libre ist er aber wirklich sehr brauchbar und schlägt Baccardi und die meisten Discounterums eindeutig. Wie James Cook 3 Anos in der Cola wirkt, wissen wir noch nicht. Das ist an dieser Stelle aber auch zweitrangig, denn hier geht es um den puren Rumgeschmack.
Finale Wertung:
Havana Club Anejo 3 Anos erhält 5/10 Punkte, weil er ebenso fehlerfrei wie langweilig schmeckt.
James Cook Anejo 3 Anos bekommt dafür stattliche 5.5/10 Punkte, weil er Nuancen zeigt, die durchaus für pures Trinken geeignet sind. Mehr als 70 sind aber auf keinen Fall drin, denn dafür schmeckt er zu ordinär und sprittig – außerdem liegt die Aromastoff-Vermutung im Raum.